Autonummern – Symbol für den Ausverkauf unserer Heimat?

Mit der digitalen Versteigerung von Autonummern durch die Motorfahrzeugkontrolle (MFK) geht Liechtenstein einen bedenklichen Weg. Was als moderne Lösung verkauft wird, ist bei genauerem Hinsehen nichts anderes als die Kommerzialisierung eines staatlichen Symbols – eines öffentlichen Guts, das eigentlich allen Bürgerinnen und Bürgern gleichermassen zustehen sollte.

Diese Nummern sind keine Luxusartikel, sondern amtliche Kennzeichen. Und doch werden sie heute wie Trophäen gehandelt. Dass nun die attraktivsten Kombinationen an die Meistbietenden versteigert werden, ist ein fatales Signal: Wer zahlt, bekommt – der Rest schaut zu. Das ist nicht Fortschritt, sondern ein Armutszeugnis für das Verständnis von Gleichheit und öffentlicher Verantwortung.

Regierungsrat Daniel Oehry stellte im August die elektronische Versteigerungsplattform offiziell vor und lieferte dabei unfreiwillig einen bemerkenswerten Einblick in die Denkweise der Regierung.

DOCH WAS GENAU WILL UNS DER REGIERUNGSRAT DAMIT MITTEILEN?
Soll hier ernsthaft suggeriert werden, dass echte Liechtensteiner ihren Patriotismus anhand der Tiefe ihrer Autonummer ausdrücken, oder dass viele zumindest so oberflächlich denken? Diese Aussage lässt tief blicken: Sie macht deutlich, wie bereitwillig sich Politik von Prestige und Oberflächlichkeit leiten lässt. Anstatt solchen Tendenzen entgegenzuwirken, institutionalisiert man sie jetzt auch noch.

Und vor allem: Wer profitiert von diesem neuen System? Es sind häufig ohnehin bereits privilegierte Kreise, nicht selten pauschalbesteuerte Personen, die in Liechtenstein kaum verwurzelt, aber finanziell bestens aufgestellt sind. Für sie sind 10’000 oder 20’000 Franken für eine Autonummer ein reines Prestigespiel. Für viele Einheimische hingegen – insbesondere jene, die mit steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen oder auf staatliche Unterstützung angewiesen sind –, ist das komplett ausser Reichweite. Sie zahlen Steuern, leben hier, engagieren sich für die Gemeinschaft, doch bei der Vergabe solcher staatlicher Symbole werden sie systematisch ausgeschlossen.

„Ein richtiger Liechtensteiner oder eine richtige Liechtensteinerin braucht eine vierstellige oder möglichst tiefe Autonummer. Oder zumindest glauben dies einige.“
– Zitat Regierungsrat Daniel Oehry

Tausende Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner beziehen Unterstützungsleistungen. Und dennoch macht die Regierung die Vergabe dieser Kennzeichen zu einer Frage der Geldbörse. Wer also genug zahlt, darf sich mit einem Stück vermeintlicher Heimatidentität schmücken – wer nicht, bleibt aussen vor.

Ist das die Politik der FBP, die grossspurig angekündigt hat, das Ohr näher beim Bürger zu haben? Tatsächlich scheint sich das Ohr vor allem in Richtung derer zu neigen, deren Stimmen durch Geld besonders laut sind. Die einfache Bevölkerung wird dabei überhört oder schlimmer: ignoriert.

Diese Praxis ist nicht nur sozial ungerecht, sondern ein direkter Angriff auf das Prinzip der Gleichbehandlung. Die MFK wird zum Instrument eines Systems, das staatliche Zeichen versteigert wie Luxusobjekte – unter dem Beifall eines Regierungsrates, der «echte Liechtensteiner» offenbar an ihrer Autonummer erkennt.

Dabei wäre eine faire, transparente Lösung einfach: Warum nicht eine Verlosung unter allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern? Gleiches Recht für alle, nicht nur für die mit dem dicken Portemonnaie. So könnten wir verhindern, dass staatliche Symbole zu Spielzeugen der Elite verkommen.

Wenn selbst Autonummern zum Prestigesymbol für die Vermögenden werden, zeigt das unübersehbar, wie weit sich unsere Politik vom Gedanken des Gemeinwohls entfernt hat. Das ist kein Fortschritt, das ist ein stiller, aber symbolischer Ausverkauf unserer Heimat.

Die Autonummern gehören dem Volk, nicht dem Meistbietenden – und ganz sicher nicht den Lautesten mit der dicksten Brieftasche!

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