Flüchtlingsheim Eschen – Eine kritische Betrachtung
Der Ukrainekrieg und die zunehmend angespannte weltpolitische Lage stellen Liechtensteins Asyl- und Flüchtlingswesen vor erhebliche Herausforderungen.
Mit aktuell 22,4 Asylgesuchen pro 1‘000 Einwohner liegt Liechtenstein knapp über dem europäischen Durchschnitt. Auch bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine übersteigen wir, nach meinen Berechnungen, den europäischen Mittelwert. Die zentrale Frage lautet daher: Können wir den steigenden Anforderungen weiterhin gerecht werden, oder sind unsere Kapazitäten bereits erschöpft?
Derzeit bewirtschaftet das Asylwesen etwa 722 Betten für ukrainische Flüchtlinge, von denen bis Ende Mai 2024 rund 608 belegt sind. Zwar stehen im Land bereits zugemietete Standorte, Wohnungen und Häuser zur Verfügung, und es gäbe sicherlich noch weitere solcher Möglichkeiten. Dennoch plant die Regierung angesichts der unsicheren Entwicklung des Ukrainekriegs und der geopolitischen Lage Baumassnahmen, um in Eschen eine temporäre Massenunterkunft speziell für Flüchtlinge aus der Ukraine zu errichten.
Doch sendet ein solcher Bau nicht möglicherweise falsche Signale? Sollten wir angesichts unserer bereits überdurchschnittlichen Aufnahmezahlen nicht zurückhaltender mit der Willkommenskultur umgehen?
Humanitäre Hilfe sollte für ein wohlhabendes Land wie Liechtenstein selbstverständlich sein. Dennoch dürfen wir dabei nicht die Bedürfnisse unserer eigenen Bevölkerung aus den Augen verlieren. Hat die Regierung ausreichend Überlegungen angestellt, was mit den Kindern geschieht, die in das Industriequartier nach Eschen kommen? Wo sollen sie zur Schule gehen? Sind unsere Lehrkräfte darauf vorbereitet? Gibt es an den Primarschulen genügend Kapazitäten? Und was passiert mit den Flüchtlingen, wenn der Krieg eines Tages endet?
Meiner Ansicht nach sollte die Regierung zunächst eine klar ausgearbeitete Flüchtlingsstrategie für die Ukraine vorlegen, bevor kostspielige Mietverträge abgeschlossen und Bauprojekte für ein Flüchtlingsheim in Angriff genommen werden.
Kommentare
Dieser Artikel hat noch keine Kommentare.