Klimaschutz mit Augenmass — nicht mit der Brechstange
Der Klimawandel ist real. Und ja, das Klima hat sich schon immer gewandelt. Der Staat reagiert mit Klimastrategien, Emissionszielen, Förderprogrammen. Doch bei aller «Dringlichkeit» darf eines nicht passieren: dass wir uns in Ideologie verrennen und die Realität aus den Augen verlieren.
Denn viele Massnahmen, die wir als Fortschritt feiern, sind bei genauerem Hinsehen weder klimafreundlich noch nachhaltig – sondern vor allem symbolisch.
Ein Beispiel: Photovoltaik-Anlagen und Elektroautos.
Auf dem Papier gelten sie als Eckpfeiler der CO2-Reduktion. Doch wer die gesamte Produktionskette betrachtet, erkennt einen beunruhigenden Widerspruch: Die dafür benötigten Solarpanels und Akkus stammen zum grossen Teil aus China – produziert mit Energie aus hunderten neuer Kohlekraftwerke. Während wir hier unsere Emissionen senken, entstehen dort gewaltige Mengen CO2. Die globale Klimabilanz verschlechtert sich, während wir uns lokal ein gutes Gewissen schaffen.
Das ist nicht Klimaschutz, sondern Klimascheinheiligkeit. Wir exportieren unsere Emissionen, aber kaufen uns grüne Etiketten zurück. Der tatsächliche Nutzen fürs Weltklima ist gering – der moralische Hochmut dafür umso grösser.
Noch absurder wird es, wenn man die wirtschaftlichen Folgen betrachtet. Immer schärfere Auflagen, höhere Abgaben, starre Zielvorgaben: Damit strangulieren wir das lokale Gewerbe und die Industrie – also genau jene Unternehmen, die hierzulande unter strengen Umwelt- und Sozialstandards produzieren. Viele können oder wollen da nicht mehr mithalten und weichen ins Ausland aus. Dort gelten oft tiefere Standards, niedrigere Umweltauflagen und schlechtere Arbeitsbedingungen – mit dem Resultat, dass die Produktion insgesamt mehr CO2 verursacht als vorher. Und wir? Wir stehen mit sauberen Händen da, haben aber das Gegenteil dessen erreicht, was wir eigentlich wollten.
Hinzu kommt ein besonders abstruser Umgang mit CO2-Zertifikaten:
Liechtensteiner Staatsbetriebe kaufen sich für Hunderttausende Franken Zertifikate im Ausland, um Emissionen «auszugleichen». Doch dieses Geld fliesst nicht hier ins Land, sondern in fremde Projekte, die oft wenig mit unseren realen Herausforderungen zu tun haben. Eine verpasste Chance.
Diese Gelder wären nach meiner Überzeugung im Inland deutlich besser aufgehoben: etwa zur Stärkung unserer Schutzwälder, die als natürliche Barrieren vor Murgängen, Lawinen und Hitzeextremen unverzichtbar sind. Oder in den Ausbau der Eigenversorgung mit erneuerbarem Strom, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern und unser Energiesystem resilienter zu machen.
Die Klimafrage ist keine isolierte Umweltfrage – sie ist eine soziale und wirtschaftliche Schicksalsfrage. Wenn Unternehmen abwandern, gehen Arbeitsplätze verloren. Wenn Energiepreise durch falsche Lenkungsmechanismen explodieren, leiden die Haushalte mit geringem Einkommen zuerst. Wenn der Mittelstand zunehmend belastet wird, sinkt die gesellschaftliche Akzeptanz für Klimaschutz und Polarisierung nimmt zu. Klimapolitik, die soziale Realitäten ignoriert, gefährdet letztlich den sozialen Frieden.
Die entscheidende Frage lautet also: Was nützt dem Klima wirklich und was schadet nur uns selbst?
Es bringt nichts, wenn Liechtenstein zur CO2-Insel wird, während der Rest der Welt in die entgegengesetzte Richtung marschiert. Es bringt nichts, sich politische Ziele zu setzen, die gut klingen, aber an der Realität vorbeigehen. Und es bringt ganz sicher nichts, unsere Wirtschaft zu opfern – nur um in Statistiken gut dazustehen, während global die Emissionen weiter steigen.
WAS WIR BRAUCHEN, IST EHRLICHKEIT. UND AUGENMASS.
Ja, wir sollen ressourcenschonend wirtschaften. Ja, wir sollen umweltbewusst handeln. Und ja, wir müssen uns auf den Klimawandel vorbereiten – mit gezielter Anpassung:
• intakte Schutzwälder,
• eine stabile Wasserversorgung,
• klimafitte Infrastruktur und
• ein langfristiges Risikomanagement, das Naturgefahren mitdenkt.
Aber vor allem müssen wir begreifen: Nicht jedes CO2-Ziel ist ein Fortschritt. Und nicht jede grüne Lösung ist automatisch sinnvoll.
Ein pragmatischer, technologieoffener und wirtschaftlich tragfähiger Weg ist nicht rückständig – er ist verantwortungsbewusst. Denn Klimapolitik, die nicht funktioniert, ist nicht mutig, sondern gefährlich.
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