Energiestrategie und die «klimaneutrale» Wärmeenergie der KVA
Die jetzige, von der Regierung und einer Mehrheit des Landtags verfolgte Klimastrategie setzt stark auf die «klimaneutrale» Wärmeenergie von der KVA Buchs. Die beim Verbrennen von Abfall in der KVA Buchs anfallende Wärme wird bei uns zum Heizen (Fernwärmenetz) und als Prozesswärme (Dampfleitungen) in der Industrie genutzt. Diese Wärme gilt offiziell als «klimaneutral», weil sie Heizöl oder Erdgas ersetzt. Dies «verschönert» unsere Klimabilanz.
«KLIMANEUTRALE» KVA-ABWÄRME UND HOHER ANTEIL FOSSILER KUNSTSTOFFE IM ABFALL: EIN WIDERSPRUCH?
Fakt ist, dass es Sinn ergibt, die anfallende Wärme bei der Verbrennung von Abfall zu nutzen. Gleichzeitig besteht aber etwa die Hälfte des verbrannten Abfalls aus Kunststoffen, und diese werden aus Erdöl und Erdgas hergestellt. Rund 8 bis 14 Prozent der weltweiten Erdöl- und Erdgasförderung gehen allein in die Kunststoffproduktion. Wenn also wirklich auf fossile Energien vollständig verzichtet werden soll, müssen wir auf lange Sicht auch diese fossilen Kunststoffe ersetzen.
VERBRENNEN VON KUNSTSTOFFEN IST NICHT UNPROBLEMATISCH
Der scheinbare Widerspruch zwischen dem Anspruch «klimaneutral» und dem hohen Anteil von fossilem Kohlenstoffanteil im Abfall entsteht durch unterschiedliche Arten der Klimabuchhaltung. In der Energiestatistik schaut man nur darauf, dass die Abwärme aus der KVA fossile Heizungen ersetzt. Darum gilt sie dort als klimaneutral. Die CO2-Emissionen, die bei der Verbrennung von Plastik entstehen, tauchen aber in einem ganz anderen Bereich auf – im Sektor «Abfallwirtschaft». So entsteht der Eindruck, Plastik verbrennen sei unproblematisch für das Klima. Physikalisch betrachtet ist es das natürlich nicht: Wenn Plastik verbrannt wird, wird CO2 aus fossilen Quellen freigesetzt, genauso wie beim Verbrennen von Öl oder Gas.
BEI KONSEQUENTER ANRECHNUNG VERLIERT DIE KVA-ABWÄRME IHREN «KLIMANEUTRALEN» BONUS
Der Widerspruch liesse sich auflösen, wenn man Emissionen nicht nach Sektoren, sondern nach dem Ursprung der Materialien bewerten würde. Dann wird klar: Nur der biogene Anteil des Abfalls (z. B. Holz, Papier, Küchenabfälle) ist klimaneutral. Der fossile Anteil (Plastik) ist es nicht. Wenn man dies konsequent so anrechnet, verliert die KVA-Abwärme ihren «klimaneutralen» Bonus – zumindest für den Teil, der aus Plastik stammt. Diese falsche Anreizpolitik führt zum paradoxen Resultat, dass man umso «grüner» unterwegs ist, je mehr Abfall verbrannt wird. Wenn diese unsinnige Bilanzierung korrigiert würde, wäre die Politik stärker motiviert, darauf hinzuarbeiten, Plastik zu vermeiden, besser zu rezyklieren oder durch klimafreundliche Alternativen zu ersetzen.
ZUSAMMENGEFASST:
Das Klima fragt nicht, in welchem Sektor etwas bilanziert wird. Entscheidend ist, was verbrannt wird. Und so lange ein grosser Teil des Plastiks aus Erdöl besteht, bleibt auch seine Verbrennung eine fossile Quelle von CO2 – unabhängig davon, ob die dabei entstehende Wärme genutzt wird. Wenn man sich nichts vorgaukeln würde, müssten die Emissionen der KVA nach Materialursprung bewertet und angerechnet werden. Das hiesse aber, dass die «klimaneutrale» Rolle damit dahin und die ganze von der Regierung verfolgte Energiestrategie über den Haufen geworfen wäre.
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