Landesspital: Erneuter Stopp wirft alte Fragen auf
Das Neubauprojekt für das Landesspital kommt nicht zur Ruhe. Am 10. September 2025 verkündete die Regierung bereits den zweiten Projektstopp – offiziell, um «Optimierungen» vorzunehmen und den Kostenrahmen einzuhalten. Doch hinter dieser Entscheidung steckt mehr als nur technische Detailarbeit: Sie wirft erneut ein Schlaglicht auf jahrelange Fehlsteuerungen, widersprüchliche Versprechen und politische Verflechtungen.
EIN PROJEKT VOLLER VERSPRECHEN — UND STOPPS
Schon 2022 musste das Projekt wegen massiver Kostenüberschreitungen eingefroren werden. 2024 rang der Landtag in einer vierstündigen Debatte um einen Ergänzungskredit von über acht Millionen Franken, den das Volk anschliessend in einer Volksentscheidung bestätigte. Trotzdem steht man heute wieder am Punkt Null. Gesundheitsminister Emanuel Schädler (VU) setzt nun auf die Stabsstelle für staatliche Liegenschaften, um die offensichtlich unvollständigen Unterlagen erneut durchzuarbeiten.
Die Begründung klingt nach Verwaltungsroutine, doch die Realität ist ernüchternd: Nach Jahren der Planungen, Korrekturen und Versprechen ist das Vertrauen in das Spitalprojekt erneut schwer erschüttert.
BATLINER ZWISCHEN PARTEI UND SPITAL
Besonders heikel ist die Rolle von Alexander Batliner. Der FBP-Präsident sass seit Januar 2023 im Stiftungsrat des Landesspitals — jenem Gremium, das den Neubau als Bauherr begleitet. Gleichzeitig stellte seine Partei mit Manuel Frick bis Anfang 2025 den zuständigen Gesundheitsminister.
Offen bleibt, weshalb Ex-Regierungsrat Frick seinen Parteikollegen Batliner überhaupt in den Stiftungsrat berufen hatte. Erst im Juli 2025 – fast ein Jahr nach seiner Rückkehr als Parteipräsident – zog Batliner die Konsequenzen und erklärte die Doppelrolle für «nicht mehr vereinbar». Kritiker fragen zu Recht: Hat Batliner die Überschneidungen wirklich erst so spät erkannt – oder folgte der Rücktritt nur, weil das Projekt erneut in Schieflage geriet?
VERANTWORTUNG BLEIBT UNGEKLÄRT
Der zweite Projektstopp zeigt: Das Spital steckt nicht nur in baulichen und finanziellen Schwierigkeiten, sondern auch in einer anhaltenden Führungskrise. Bereits 2024 warnten Abgeordnete im Landtag, dass die tatsächlichen Kosten eher bei CHF 100 Millionen liegen dürften. Der damalige Minister Frick betonte hingegen, das Projekt sei solide kalkuliert. Heute wissen wir: Diese Aussagen hielten der Realität der wiederholten Unterbrüche nicht stand.
Dass Batliner als Parteipräsident mitten in dieser Gemengelage im Stiftungsrat sass, verstärkt den Eindruck von fehlender Distanz und mangelnder Kontrolle.
EIN PROJEKT OHNE KOMPASS
Offiziell versichert die Regierung, Qualität stehe über Geschwindigkeit. Doch die Bevölkerung hat längst den Eindruck, dass das Projekt keinen klaren Kompass mehr hat. Von der «Luxusversion» zum «funktionalen Bau» über mehrere Kreditnachträge bis hin zum zweiten Stopp: Das Landesspital ist Sinnbild dafür, wie Politik und Verantwortung ineinander verstrickt werden – und am Ende niemand wirklich haftet.
Der Rücktritt von Alexander Batliner wirft damit neue Fragen auf. Wer trägt die Verantwortung für die wiederholten Fehleinschätzungen? Warum wurden Risiken stets kleingeredet? Und wie soll die Bevölkerung Vertrauen in ein Spitalprojekt haben, das nun schon zweimal gestoppt wurde?
Wenn ein Spitalneubau nach Jahren der Planung zweimal gestoppt werden muss, ist nicht nur das Projekt ins Wanken geraten – sondern auch die politische Glaubwürdigkeit, die es getragen hat.
Foto: landesspital.li/architekturauftrag-fuer-den-neubau-des-landesspitals-vergeben
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