Wirtschaftliche Aspekte einer S-Bahn

Liechtenstein darf als Erfolgsmodell wirtschaftlicher Natur bezeichnet werden. Jedes Jahr verzeichnet das Land ein Plus von Arbeitsplätzen. Vier von fünf Arbeitsplätzen werden bei den neugeschaffenen Stellen von Grenzgängern besetzt. Per Ende 2017 waren es 21229 Zupendler, was einer Steigerung
von 5,2% auf Jahresbasis entspricht. Per Ende 2018 zählte Liechtenstein über 39660 Beschäftigte. Eine grosse Zunahme von Zupendlern hat in den letzten Jahren zwangsläufig auch zu einem verstärkten Verkehrsaufkommen geführt. Ob diese Entwicklung nachhaltig ist, wird man sehen. Der Werk- und Finanzplatz ist auf Fachkräfte aus
den Nachbarländern angewiesen und gilt als begehrter Arbeitsort für Grenzgänger. Die Frage, was für einen Mehrwert das Land Liechtenstein aufgrund einer Zunahme von Grenzgängern generiert, mag ketzerisch klingen, darf aber gestellt werden. Leider hat es unsere Regierung nicht geschafft, anlässlich der DB-Verhandlungen mit der Schweiz einen Mehrwert über eine Quellensteuer auszuhandeln und damit eine Kompensation im Bereich Verkehr zu generieren. Unumstritten ist, eine Entlastung des Individualverkehrs aufgrund der sich abzeichnenden Verkehrsüberlastung anzustreben.

Bereits 5Mio. Franken Planungskosten
Ob dies durch eine S-Bahn erreicht werden kann, ist aufgrund der besonderen Umstände und Probleme (Umsteigen
Bus-Bahn, Parkplätze etc.) in Zweifel zu ziehen. Die Kosten einer geplanten S-Bahn, die bereits bis jetzt 5 Millionen
Franken Planungskosten verschlungen haben, sind mittels einer Kosten-Nutzen-Rechnung zu analysieren. Bei einem
noch auszuhandelnden Schlüssel von 50:50 würden für das Land Liechtenstein CHF 45 Millionen Investitionskosten anfallen, dazu kämen noch Kosten für die Sanierung der Strassen und Bahnkreuzungen sowie der Unter- und
Überführungen. Die jährlichen Kosten für Liechtenstein für den Betrieb der Bahn werden mit 1,5 bis 2Mio. Franken prognostiziert. Investitionen sind notwendig. Es muss aber eine Kosten-Nutzen-Analyse unter dem Aspekt einer
nachhaltigen Verkehrsplanung geführt werden, basierend auf empirischen Daten des Mobilitätsverhaltens. Den Individualverkehr massiv einzudämmen, wird man mittels einer S-Bahn, deren Ausnutzung sehr beschränkt sein wird, nicht schaffen. Die Problematik einer notwendigen Nutzung verschiedener Verkehrsmittel zu einem Arbeitsplatz darf nicht unterschätzt werden. Als Lösungsansatz muss eine raumplanerische Grundlage gesehen werden. Neben Strassenausbau an neuralgischen Punkten und einer Stärkung des öffentlichen, grenzübergreifenden Verkehrs sind auch Verbesserungen im Bereich Mobilitätsmanagement in Zusammenarbeit mit den Firmen ein Thema.

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