Die Liechtensteinische Gasversorgung (LGV): ein Musterbetrieb?

Man könnte dies fast meinen, wenn man den Betriebsgewinn von sage und schreibe CHF 3,836 Mio. für das Geschäftsjahr 2016 anschaut. Davon wurden CHF 1,151 als Gewinnausschüttung an das Land abgeführt. Da stellt sich mir als Gaskunde die Frage, ob ein Betrieb, der die Grundversorgung sicherstellen muss, überhaupt Gewinne erwirtschaften muss und soll. Ich meine: Nein!
Faktisch läuft die jetzige Geschäftspolitik der LGV darauf hinaus, dass auf dem Buckel der Gaskunden Steuern für den Staat eingetrieben werden. Die Verantwortlichen der Gasversorgung gefallen sich darin, weil zwischen den Vertretern der beiden Regierungsparteien aus FBP und VU und den im Verwaltungsrat einsitzenden Personen, vornehm ausgedrückt, ein (ungesundes) Naheverhältnis besteht. Die Gelackmeierten sind jedoch die Gaskunden.

Hilfe! Warum ist meine Gasrechnung so hoch?
Als Besitzer eines kleinen Einfamilienhauses habe ich meine Gasrechnung über das letzte Jahr (1.7.2016 bis 30.6.2017) mal etwas genauer angeschaut.
Die Kosten für den Gasbezug machen bei einem typischen Einfamilienhaus also bereits jetzt gerade noch ca. 40% der Gesamtkosten (ohne MWST) aus. Dafür dürfen wir sogar auf die Abgaben zusätzlich noch Mehrwertsteuern zahlen, also sozusagen, eine Steuer auf die Steuer!
Info für Haushalte mit einer Ölheizung: Öl kostet zurzeit ca. 78 pro 100 Liter. Wer mit Öl heizt, fährt beim momentanen Heizölpreis 15% billiger als ein Gaskunde der LGV!

Warum die Nebenkosten weiter steigen werden
Im 2015 haben die VU/FBP/FL-Abgeordneten einer Abänderung des LGV-Gesetzes zugestimmt. Mit dieser Abänderung wurde der LGV ein Freibrief für die Expansion in weitere Geschäftsfelder im In- und Ausland gegeben. Als neues Betätigungsfeld erachtet die LGV insbesondere den Auf- und Ausbau eines Fernwärmenetzes. Dass dies nicht gratis ist, ist jedem klar. Ob sich diese Investitionen knallhart kalkuliert rechnen werden oder nicht, spielt keine grosse Rolle, weil die Kosten versteckt über hohe Netzbenutzungsgebühren den Gaskunden verrechnet werden.

Durch den Aufbau eines Fernwärmenetzes wird ein Teil des bestehenden und noch brauchbaren Gasnetzes überflüssig. Wenn jedoch die Zahl der Gaskunden abnimmt, dann werden die Kosten für die Erhaltung des Gasnetzes auf weniger Haushalte verteilt. Folge: Netzbenutzungsgebühren steigen munter weiter!

50% Zuschlag wegen der CO2-Abgabe
Dazu kommt selbstredend auch eine Erhöhung der CO2-Abgaben. Die jetzigen Abgaben, inkl. CO2-Abgabe, machen bei einem einfachen Einfamilienhaus über das Jahr gesehen bereits jetzt schon ungefähr die Hälfte der Kosten des eigentlichen Gasverbrauchs aus. Weil mit dem Geld aus der CO2-Abgabe tolle Umverteilungen gemacht werden können, erfreut sich diese Abgabe bei denen, die über diese Umverteilungen verfügen können oder davon profitieren, grosser Beliebtheit. So dürfen sich all jene Hauseigentümer freuen, die tausende Franken bekommen, wenn sie eine Wärmepumpe installieren. Gelackmeiert sind in diesem Falle Mieter, die sich zwar über die Gasrechnung an den Kosten beteiligen, aber nie von diesen Umverteilungen direkt profitieren können.

Fernwärmenetze, die neue Spielwiese der LGV
In Eschen wird zur Zeit an einem Fernwärmenetz gebaut, das dereinst das Gemeindehaus, das Ärztehaus, die Überbauung Kreuz-Areal und die Primarschule miteinander verbinden soll. Kritischer Erfolgsfaktor für das Projekt ist gemäss GR-Protokoll die Anbindung der Holzhackschnitzelheizung der Primarschule. Diese hat eine Leistung von 220 kWh und muss völlig überdimensioniert sein, weil diese angeblich erst bei Vorhandensein der Fernwärmeleitung mit Volllast betrieben werden kann. Die Kosten für den Bau der mehrere hundert Meter langen Fernwärmeleitung zwischen Gemeindehaus und Primarschule wird der Steuerzahler und die Gasbezüger über die Netzbenutzungsgebühr berappen müssen (siehe Artikel nebenan). Um diese Kosten zu kaschieren, werden dann Strassen saniert und aufgerissen, die eigentlich noch nicht sanierungsbedürftig sind (siehe derzeitige Baustelle im Dorfzentrum).
Die Gemeindeverwaltung sieht den Betrieb einer Heizung nicht als Kernaufgabe einer Verwaltung. Da hat sie sicher Recht. Auf der anderen Seite ist jeder Hausbesitzer in der Lage, sein Haus mit einer üblichen Heizanlage zu heizen. Die Eschner Gemeindeverwaltung offensichtlich nicht.

Als Laie, jedoch ausgestattet mit etwas Verstand, frage ich mich auch, wie die Holzhackschnitzelheizung in der Primarschule Eschen dimensioniert wurde, wenn es möglich ist, damit noch weitere grossvolumige Gebäude zu beheizen? Und das neue Ärztehaus ist ja bereits mit einer nigelnagelneuen Heizung ausgestattet! Diese wird dann wohl überflüssig oder wird nur dann gebraucht, wenn die Hackschnitzelheizung ausfällt.

Wer zu diesem und ähnlichen Themen Anregungen und Kommentare hat, kann gerne mit mir Kontakt aufnehmen. erich.hasler@landtag.li

Kommentare

Dieser Artikel hat noch keine Kommentare.

Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert