Mogelpackung der Post

Seit Bestehen der Post sind die Postfächer gratis. Jetzt ist Schluss damit. Die Reinigung und die Befüllung der Postfächer gehen der Post auf den Wecker. Die Postfachbenutzer wurden angeschrieben, im Voraus jährlich CHF 120 einzuzahlen, ansonsten wird das Postfach ab 1. Januar 2018 nicht mehr bedient. Als Alternative kann eine im Schreiben beigelegte Verzichterklärung unterschrieben werden, dann werden Postsendungen kostenlos an die Domiziladresse gebracht. Zwei kleine Anfragen vom 4. Oktober 2017 brachten einige Kuriositäten an den Tag.

Regierung nimmt zur Kenntnis
Die Regierung hat die Oberaufsicht über die Post. Zur neuen Gebührenpflicht sagt Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch: «Das zuständige Ministerium hat die Entscheidung der Verantwortlichen der Liechtensteinischen Post AG zur Kenntnis genommen. Diese ist frei in der Ausgestaltung und Preisfestlegung dieser Zusatzdienstleistung.» Kann die Post wirklich machen was sie will? Ist die Regierung als Oberaufsicht desinteressiert?

Post überschätzt die Kaufkraft der Bevölkerung
In Deutschland, bei deutschen Bundespost, kostet die Jahresmiete für ein Postfach EUR 19,90, inklusive Umsatzsteuer und zwei Schlüssel. Eine Kaution wird nicht eingehoben. In Liechtenstein kostet das Postfach rund das 6-fache und dazu wird noch eine Kaution von 40 Franken verlangt. Die Post kommentiert dies wie folgt: «Der Preisunterschied rechtfertigt sich aufgrund des von der Liechtensteinischen Post AG angestellten Vergleichs vor allem wegen des Leistungsangebots sowie der Kaufkraft der Bevölkerung.» Müssen die Postkunden einen Phantasiepreis bezahlen, ausgehend von der Annahme einer hohen Kaufkraft der Liechtensteiner?

Macht die Post Geld mit der Angst?
Viele haben das Bauchgefühl, dass die Hauszustellung mehr Kosten verursacht als die Postfachzustellung. Teilweise geht auch die Angst um, wenn viele die Postfächer kündigen, könnte die Hauszustellung teurer werden. Die Post sagt: «Derzeit ist keine Gebühr für die Hauszustellung geplant.» Stellt sich die Frage, was ist nach «derzeit»?

Es war auch schon das Argument zu hören, «ich kündige das Postfach nicht, weil dann die Pöstler vielleicht noch mehr unter Druck gesetzt werden».

Die Post dreht‘s, wie‘s gerade passt
In einem Schreiben an die Haushalte ausserhalb zusammenhängend überbauter Gebiete wurden diese im Mai aufgefordert, entweder eine Fachanlage der Post am Rande des Dorfes oder ein Postfach zu nehmen, da die Zustellung im Randgebiet zu kostenaufwändig sei. Nun vier Monate später heisst es vom gleichen Postunternehmen: Postfächer sind zu kostenaufwändig, wer das Postfach kündigt, dem wird die Post nach Hause zugestellt. Damit die Kirche im Dorf bleibt, sagt die Post: «Die Haushalte ausserhalb zusammenhängend überbauter Gebiete sind von den Postfachgebühren befreit. Möchte ein betroffener Haushalt keine Zustellung in ein Postfach, wird die Tagespost an eine Fachanlage am Rand des bebauten Gebiets zugestellt.»

Der Traum vom grossem Geld
Mit dieser Massnahme gibt es einerseits Einnahmen aus der Postfachgebühr, andererseits leere Postfächer und die Pöstler müssen anstatt der einfachen Befüllung der Postfächer im Trockenen unter weit schwierigeren Bedingungen die Post bei Schnee und Regen, auch in eisiger Kälte an die Haushalte zustellen. Dazu antwortet die Regierung: «Der Verwaltungsrat der Liechtensteinischen Post hat im Rahmen einer Analyse der bestehenden Dienstleistungen eine Beurteilung der Dienstleistung «Postfächer» vorgenommen. Der Verwaltungsrat rechnet mit einem Mehrertrag von bis zu CHF 175‘000, sofern die Anzahl der Postfach-Kündigungen nicht mehr als 20 % beträgt.»

Ohne zu kalkulieren gehen Privatbetriebe pleite
Wie die Regierung schreibt, könnte man annehmen, dass der Mehrertrag von CHF 175‘000 auf einer soliden Kalkulation mit Erfahrungswerten aus der Postfach- und Hauszustellung basiert. Weit gefehlt: Die Analyse der bestehenden Dienstleistungen, also die Kalkulationsunterlage ist nicht vorhanden. Auf die Frage, wieviel die Postfachzustellung tatsächlich kostet, antwortet die Liechtensteinische Post AG: «Die effektiven Kosten pro Sendung/Postfach können nicht explizit ermittelt werden.» Antwort auf die Frage wieviel die Hauszustellung kostet: «Die effektiven Kosten pro Sendung/Hausbriefkasten können nicht explizit ermittelt werden.» Wie konnte dann der Mehrertrag von CHF 175‘000 berechnet werden? Wer in der Privatwirtschaft so rechnet, geht unweigerlich bankrott.

Kontroll- und Führungsgesetz für Post verschärfen
Die Post ist ein Staatsbetrieb und wurstelt vor sich hin. Nachdem mehrere Millionen aus Steuereinnahmen in maroden Firmen im Ausland verheizt worden sind, ist die Einsicht, auf solider Basis zu kalkulieren, immer noch nicht vorhanden. Langsam aber sicher haben die Bürger genug von solchen Staatbetrieben. Der Ruf das Kontroll- und Führungsgesetz für Staatsbetriebe endlich zu verschärfen, wird immer lauter.

Wichtig: Wenn sie als Postfachbenützer bis zum 30. November der Post keine Verzichterklärung zuschicken, wird die Post bei ihnen für das Jahr 2018 eine Gebühr von 120 Franken einkassieren. Wenn die Verzichterklärung eingeschickt wird, fallen keine Gebühren an, der Pöstler bringt dann die Post direkt an das Domizil zu Ihnen nach Hause.

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