Post: Eigenkapital ist futsch

Das Eigenkapital der Post ist futsch. Damit ist noch nicht genug, denn die Revisionsstelle musste in ihrem Bericht einen Vorbehalt anbringen, da sie die Werthaltigkeit der zum Preis von CHF 14.4 Mio. zugekauften Firmen in Linz und Dresden nicht beurteilen konnte.

Mit dem Auslandexperiment in Linz und Dresden sieht die Post einer gehörigen Bruchlandung entgegen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gross, dass in naher Zukunft ein stattlicher Abschreiber gemacht werden muss.

An der Landtagssitzung vom Mai 2015 hat der Wirtschaftsminister Dr. Thomas Zwiefelhofer schon einmal vorsichtshalber angekündigt, dass die Regierung noch dieses Jahr einen Antrag auf Kapitalerhöhung bei der Post in den Landtag wird bringen müssen. Die konkrete Zahl wollte er allerdings nicht nennen. Der Antrag auf eine Kapitalspritze von mindesten 10 Millionen müsste eigentlich schon auf dem Tapet sein; wir warten täglich darauf, dass diese Katze aus dem Sack gelassen wird. Falls dazu noch ein grosser Abschreiber notwendig wird, wird die Post eher das Doppelte, sprich CHF 20 Mio. benötigen: Ich bin schon jetzt neugierig, wie die Argumentation lauten wird. Die Verantwortung für das e-Desaster wird wohl wie bisher niemand tragen müssen.

Wir erinnern uns, erst im vergangenen Herbst hat der Landtag mehrheitlich dafür gestimmt, dass das Land für einen 13.5 Mio. Kredit der Schweizerischen Post bürgt. Nun braucht es neben der Bürgschaft noch eine kräftige Kapitalspritze. Denn gemäss Beteiligungsstrategie muss sich das Eigenkapital der Post in einer Bandbreite von 30-45% der Bilanzsumme bewegen. Bei einer ausgewiesenen Bilanzsumme von CHF 29.6 Mio. müsste das Eigenkapital somit mindestens CHF 8.8 Mio. betragen. Tatsächlich waren es per 31. Dezember 2014 nur noch CHF 0.75 Mio. resp. 2.5% der Bilanzsumme. Somit ist praktisch das gesamte Eigenkapital in Linz und Dresden verbrannt worden. Die ehemaligen Post-Strategen hätten die Auslandsakquisitionen gar nicht tätigen dürfen. Das interessiert die Oberaufsicht, sprich die Regierung, aber überhaupt nicht, obwohl die ehemaligen Postverantwortlichen massiv und sonnenklar gegen die Beteiligungsstrategie der Regierung verstossen haben.

Schaut man in die Zukunft, darf man aber auch ein wenig Hoffnung haben, denn die Post hat sich mit Dr. Daniel Risch Know-How an Bord geholt. Er schreibt im Geschäftsbericht 2014, dass das e-Business nicht am Rande und losgelöst vom Kerngeschäft betrieben werden kann. Auch seine weiteren Ausführungen dazu, dass die Post von einer 1:1-Kompensation der schrumpfenden Geschäftsbereiche absehen müsse und dass der Post nur eine Nische bleibe, nicht mehr und nicht weniger, macht Mut und zeigt, dass man endlich verstanden hat, wovon man spricht.

Für mich ist es klar: Die Post wird sich mit dem schrumpfenden Kerngeschäft arrangieren müssen. Dass in Zukunft mit Erträgen aus Linz und Dresden die Post in gewohnter Weise zweimal am Tag bis in den Steg geliefert werden kann, ist nichts anderes als ein gut klingendes Märchen.

Und nein, ich bin nicht für eine Privatisierung der Post. Für mich ist dies, zurzeit zumindest, noch klar eine Aufgabe, die der Staat zu erfüllen hat, obwohl er es in den letzten Jahren nicht gerade gut gemacht hat.

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