Strom aus Atom, Kohle und Gas für Liechtenstein?

Dunkelflaute: Wie aus deutschen Medien zu entnehmen war, stellten in Deutschland in der ersten Januarwoche und dann wieder vom 16. – 26. Januar rund 26.000 Windkraftanlagen und mehr als 1,2 Millionen Solaranlagen ihre Arbeit für lange Zeit ein. Verantwortlich war eine sogenannte Dunkelflaute: Ein für diese Jahreszeit typisches Hochdruckgebiet sorgte für zehntägige Windstille und Nebel. Während dieser Zeit mussten die verpönten Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke mehr als 90 Prozent des deutschen Strombedarfs decken.
In Liechtenstein ist die Situation im Winter nicht besser. Windenergie fehlt komplett, die Solaranlagen arbeiten nur bei schönem Wetter ein paar Stunden pro Tag. Den Wasserkraftwerken Samina und Lawena fehlt im Winter das Wasser für die Nutzung der installierten Nennleistung im Dauerbetrieb. Am 19. Januar 2016 musste das LKW 93,2% des Strom-Bedarfs zukaufen, aus Ländern die konventionelle Kraftwerke besitzen.

Angebot und Nachfrage passen nicht zusammen. Am 19. Januar 2016 betrug der Strombedarf 1,4 Mio. KWh, hingegen am 7. August 2016 reichten 0,63 Mio. KWh. Also im Winter hoher Strombedarf, im Sommer ein tiefer. Die Fotovoltaik macht genau das Gegenteil. Sie produzierte im Sommermonat Juli 2016 die 7,6-fache Menge gegenüber dem Monat Januar 2016. Ohne konventionelle Kraftwerke im Ausland müssten im Winter in Liechtenstein Stromabschaltungen vorgenommen werden.
Der gegenwärtige Stand der Technik verlangt, zusätzlich zur Stromproduktion mit Sonne und Wind, weiterhin flexible, leistungsfähige Atom- Kohle- und Gaskraftwerke zu betreiben, die in der Lage sind den ganzen Strombedarf wetterunabhängig zu decken. Die Stromnachfrage muss bei jeder Wetterlage und Jahreszeit gedeckt und das Stromnetz stabil gehalten werden. Es sind zwei Infrastrukturen notwendig, das kostet.

Energiespeicher sind teuer. Eine Strom-Speicherung vom Sommer in den Winter mit Hilfe eines Pumpspeicherkraftwerkes würde gewaltig grosse Speicherseen brauchen. Selbst bei uns in den Alpen wäre die Möglichkeit nur theoretisch gegeben. In der Praxis ist der finanzielle Aufwand zu hoch, die Eingriffe in die Natur sind zu schwer. Die Speicherung mit Batterien ist extrem teuer, mit äusserst hoher Umweltbelastung in der Herstellung und Entsorgung verbunden und höchstens für einen Lastenausgleich innerhalb weniger Tage, keinesfalls vom Sommer bis in den Winter geeignet. Langzeitspeicherung ist bislang wirtschaftlich nicht vertretbar.

Ressourcen sind begrenzt. Es wird noch viele Jahre dauern, bis auf die von der Natur zur Verfügung gestellten, fossilen Brennstofflager verzichtet werden kann. Allerdings ist der momentane Abbau höher als deren natürliche Erneuerung. Der Abbau im heutigen Umfang ist begrenzt. Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen.
Wer heute mit 100% wetterabhängigem Ökostrom auskommen möchte, muss zeitweilig bereit sein, kalt zu duschen, in der ausgekühlten Wohnung mit Kerzenlicht die Zeitung zu lesen, Internet und Fernsehen gibt‘s nur, wenn die Sonne scheint, und das Elektroauto bleibt in der Garage, wenn die Batterie leer ist, usw.

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