Tablets in Kindergärten und Primarschulen?

Seit Sommer 2019 werden alle Kindergärten, Primar- und Sekundarschulen mit elektronischen Endgeräten (Tablets und Notebooks) ausgestattet. Dazu hat der Landtag im November 2018 ein Budget für das Jahr 2019 von CHF 6,47Mio. bewilligt, das Projekt soll insgesamt CHF 13,4Mio. kosten, wobei die Gemeinden CHF 4,8Mio. tragen müssen.
Im April 2019 haben wir, Herbert Elkuch, Erich Hasler und Thomas Rehak, eine Interpellation zu diesem Vorhaben der
Regierung eingereicht. Die Antwort der Regierung liegt im B&A Nr.118/2019 vor und kann nun im November vom
Landtag diskutiert werden. Die Regierung verfolgt mit der Einführung von elektronischen Endgeräten ihre digitale Agenda. Es ist unbestritten, dass Kompetenzen rund um die Digitalisierung sowie den
damit zusammenhängenden Informations- und Kommunikationstechnologien von zentraler Bedeutung sind. Allerdings müssen die Massnahmen zielgerichtet und der erwartete Erfolg überprüfbar sein. Mit der Interpellation haben wir die konkreten Ziele der Regierung und die Methodik der Erfolgskontrolle erfragt.

Regierung spricht von klaren Vorteilen
Mit Hilfe von elektronischen Endgeräten sollen den Schülern neue Kompetenzen im Bereich Medien und Informatik vermittelt werden. Gemäss der Regierung hat das Pilotprojekt in Ruggell klare Vorteile gezeigt, wenn jedes Kind mit einem eigenen Endgerät ausgestattet wird. Von welchen Vorteilen die Regierung genau spricht, hat sie allerdings noch nicht dargelegt. Bezüglich der Verteilung von Endgeräten hat die Regierung das Folgende entschieden:

  • Kindergarten: Jede Kindergartenklasse wird 4 Tablets erhalten
  • Primarschule: Jeder Primarschüler (1. bis 5. Klasse) erhält ein eigenes Tablet
  • Sekundarschule: Jeder Schüler erhält ein eigenes Notebook

Die Regierung räumt ein, dass der Entscheid nicht auf umfassenden empirischen Grundlagen abgestützt werden konnte. Weiter hält die Regierung fest, dass es keine fundierte wissenschaftliche Untersuchung gebe, die den besten Zeitpunkt für die Einführung von digitalen Medien an Schulen belegt. Aus meiner Sicht ist die Einführung von Tablets an Kindergärten und in den ersten drei Jahren der Primarschule wohl eher ein digitales Experiment an unseren Kindern.

Frühdigitalisierung darf hinterfragt werden
Ich zweifle stark an der Sinnhaftigkeit des Plans der Regierung, unseren Kindergärtlern und Erstklässlern kooperatives
und kollaboratives Verhalten mittels Tablets beibringen zu können. Kinder in diesem Alter müssen vieles lernen. Besonders auch Zusammenhänge aus der Natur, die sie zu Hause immer weniger erleben. Die meisten Familien haben ein Tablet zu Hause, welches die meisten Kinder schon vor dem ersten Schultag in der Hand hatten. Immer weniger Kinder aber haben schon einmal eine Pflanze in die Erde gepflanzt oder einen Ameisenhaufen in natura gesehen. Natürlich kann man solche Dinge auch in einem Tutorial anschauen. Zudem ist es unbestritten, dass solche internetbasierten Informationen lehr- und hilfreich sein können. Es fragt sich allerdings, ob das für einen 5-jährigen Kindergärtler bereits von Relevanz ist. Vielleicht könnte auch im Kindergarten und in den ersten Klassen der Primarschule weniger Digitalisierung mehr an Nutzen bringen. Jedenfalls ist es eine Frage des Masses.

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