Verlor die AHV an der Börse 540 Mio.?

Die AHV finanziert sich aus: Beiträgen der Versicherer und Arbeitgeber, Vermögenserträge und Staatsbeitrag. In diesem Hoi du: Die Vermögenserträge.

  • Von 1954 bis 2000 erarbeitete die AHV konstant einen positiven Vermögensertrag. Im Jahr 2000 entsprach das AHV-Vermögen 14.97 Jahresausgaben.
  • Im 2001, 2002, 2008 und 2011 sind negative Vermögenserträge (Verluste) von insgesamt 540 Mio. angefallen. Das AHV-Vermögen fiel auf 10.27 Jahresausgaben per Ende 2008.
  • Im 2009, 2010, 2012 und 2013 sind wiederum Vermögenserträge von fast unglaublichen 592 Mio. erwirtschaftet worden. Ende 2013 waren 10.82 Jahresausgaben vorhanden.

Was ist in den Jahren 2001, 2002, 2008 und 2011 schiefgelaufen? Muss in Zukunft mit Verlusten in ähnlicher Höhe gerechnet werden?

Diese Fragen habe ich der AHV gestellt und von Hr. Walter Kaufmann, Direktor der AHV, nachstehende Antwort erhalten: Vermögenserträge laufen mehrere Jahre gut und können dazwischen aber auch massiv einbrechen. 2001/2002 und nochmals 2008 (mit «Holpler» im 2011) waren Minusjahre wegen schlagartigem «Börsencrash». Das sind deutliche Minusjahre, denen aber insgesamt fast 60 Plusjahre gegenüberstehen. Es wird niemanden trösten, aber ich bin überzeugt, dass gar nicht so viel Geld «vernichtet» wurde, m.E. waren die Werte eben nicht real, sie waren nur «künstlich» auf Papier.

Von 1954 (Beginn der AHV) bis 2013 haben die Vermögenserträge mit allen Plus- und Minusjahren insgesamt
CHF 1.45 Milliarden gebracht. In diesen 60 Jahren haben die Vermögenserträge 21% der Einnahmen der AHV ausgemacht!

Wenn man ganz «vorsichtig» ohne Risiko, fahren will und auf die Finanzierungsquelle Vermögensertrag verzichten will, läuft man Gefahr, dass «jemand anders» (Staat oder Wirtschaft) höhere Beiträge bezahlen muss.

2014 war glücklicherweise wiederum ein gutes Anlagejahr, aber man muss immer wieder mit Rückschlägen rechnen. Zwar hat die AHV den grössten Teil der Anlagen in Fremdwährungen gegen Währungsverluste abgesichert, aber z.B. der Einbruch am Schweizer Anlagemarkt vom 15.01.2015 lässt sich nicht absichern, wenn man auch im Schweizer Markt investiert bleiben will. Die Euro-Korrektur verbunden mit dem Einbruch im Schweizer Anlagemarkt führte bei der AHV binnen 2 Tagen vom 15. und 16. Januar 2015 zu Buchverlusten von ca. CHF 99 Mio., davon sind bis Ende Januar 2015 ca. CHF 45 Mio. wieder aufgeholt.

Die Einbrüche haben uns aber alle Eines gelehrt: es ist illusorisch, zu meinen, ein finanzielles Problem könne durch Erhöhung der Vermögensrendite «rechnerisch beseitigt» werden. Die heutigen langfristigen Annahmen (2.5% im Schnitt der Jahre) sind sehr viel realistischer als frühere Prognosen, die eben noch von langfristig höheren Renditen ausgingen.

Einen Börsencrash kann die AHV überstehen, aber sehr viel schlimmer für die finanzielle Sicherheit der AHV ist es, wenn sich das auf die Realwirtschaft durchschlägt und mit etwas Verzögerung die Lohnsumme und somit der Beitrag aus der Wirtschaft in Liechtenstein sinkt.

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